Helfer füllen und verbauen 2000 Sandsäcke in Hohnstorf – Neue Techniken im Einsatz
Die Elbe fließt friedlich in ihrem Bett. Hochwasser ist am Fluss weit und breit nicht in Sicht. Dennoch herrschte jetzt geschäftiges Treiben am Deich in Hohnstorf: Mehr als 100 Feuerwehrleute aus der Samtgemeinde Scharnebeck und Mitarbeiter des Artlenburger Deichverbandes (ADV) füllten in schweißtreibender Arbeit 2000 Sandsäcke, stapelten diese auf Paletten und lagerten sie auf dem Deichverteidigungsweg am Betriebsgelände des ADV. Später beförderten sie die Säcke mit Muskelkraft auf die Deichkrone und erhöhten diese um 30 Zentimeter. Allerdings nur auf einer Länge von knapp 30 Metern. Mehr war nicht nötig, denn die kräftezehrende Arbeit war eine Übung. Von der Elbe geht aktuell keine Gefahr aus, sodass auch kein Deich verteidigt werden muss.
„Wir üben, um uns kennenzulernen“, sagte Deichhauptmann Hartmut Burmester. Denn im Ernstfall müssen die Abläufe bei der Deichverteidigung reibungslos funktionieren, um Schäden zu verhindern. „Schließlich schützen wir unserem Verbandsgebiet rund 39 000 Einwohner und Werte in Höhe von mehreren Milliarden Euro vor dem Hochwasser der Elbe“, so Hartmut Burmester. Deshalb müssen jeder Handgriff und jedes Kommando sitzen. „Und das funktioniert nur, wenn wir aufeinander eingespielt sind. Bei dieser Übung feilen wir an der Präzision.“
So rückten Feuerwehrfrauen und -männer der Ortswehren Artlenburg, Barförde, Boltersen, Brietlingen, Echem, Hittbergen, Jürgenstorf, Hohnstorf, Lüdersburg und Rullstorf an den Deich aus. An der Elbe mit dabei waren auch Mädchen und Jungen der Kinderfeuerwehr Artlenburg. Sie sammelten Eindrücke davon, wie Feuerwehr beim Hochwasserschutz hilft. Die Kinder mussten nicht mit anpacken. Sie beobachteten, wie die Aktiven der Wehren das in die Tat umsetzten, was ihnen zuvor Norbert Thiemann in der Theorie erklärt hatte. Der ADV-Geschäftsführer wies die Helfer ein, unter anderem auch an den Sandsack-Füllmaschinen, die bislang noch nicht im Ernstfall eingesetzt wurden. Ergänzt wird die neue Füll-Technik durch eine spezielle Nähmaschine. Mit ihr nähen die Helfer die Säcke mit Nadel und Faden sekundenschnell zu, statt sie wie bisher etwas umständlicher und aufwendiger mit Band zu verknoten. „Die Techniken sind noch Neuland für uns. Sie scheinen die Einsatzkräfte aber zu überzeugen, weil das Befüllen der Sandsäcke schneller und kräftesparender funktioniert“, sagte Norbert Thiemann.
Er, Deichhauptmann Hartmut Burmester und vier ADV-Mitarbeiter erklärten den Feuerwehrleuten an verschiedenen Stationen etwa die richtige Verlegetechnik für Sandsäcke und Stahlmatten auf dem Deich, die Auflastung des Binnendeiches mit Säcken und wie Paletten optimal gepackt werden. „Es war der Wunsch der Feuerwehren, diese Handgriffe und Techniken mit uns zu üben“, berichtete Norbert Thiemann.
Der Ortsbrandmeister von Hohnstorf/Elbe, Matthias Lanius, hatte die Übung mit vorbereitet. „Je besser wir geschult sind, je mehr Routine wir in der Deichverteidigung bekommen, umso optimaler können wir bei Hochwasser helfen“, sagte er. „Wir müssen wissen, was uns am Deich erwartet und was von uns erwartet wird.“ Denn nicht jedem Helfer von der Feuerwehr ist noch im Gedächtnis, wie die Lage an der Elbe bei dem bis heute letzten Jahrhunderthochwasser 2013 war. „Das ist immerhin schon vier Jahre her.“ In der Zwischenzeit gab es dem Ortsbrandmeister zufolge bei den Feuerwehren einige Veränderungen in der Personalstruktur. „Alte Hasen sind in die Altersabteilung gewechselt und nehmen an keinen Einsätzen mehr teil. Für sie sind junge Leute mit weniger Erfahrung nachgerückt. Sie müssen die Deichverteidigung kennenlernen“, so Matthias Lanius. Zumal die Ortswehren der Samtgemeinde Scharnebeck bei Hochwasser mit die ersten sind, die alarmiert werden. Zum Beispiel, um Deichverteidigungsplätze zusammen mit dem ADV für den Einsatz herzurichten oder Sandsack-Reserven anzulegen.
Letzteres haben sie jetzt bei der Übung erfolgreich vorab getan. Die harte Arbeit der Feuerwehrleute war nicht umsonst. „Wir lagern die gefüllten Sandsäcke ein“, sagten Norbert Thiemann und Deichhauptmann Hartmut Burmester. In der Hoffnung, dass die Sandsäcke nicht benötigt werden, weil die Elbe auch weiterhin friedlich in ihrem Bett fließt.