Neue Priele bieten bedrohtem Wasserfenchel Lebensraum

Drei Priele werden im Bereich der Tidedeiche vom Artlenburger Deichverband (ADV) angelegt. Die jeweils rund 200 Meter langen GewĂ€sser im Vorland entstehen im Osten und Westen des Laßrönner Ortsteils Haue sowie westlich von Drage in der Samtgemeinde Elbmarsch. Mit dem Bau der Priele kommt der ADV einer Forderung des Gesetzgebers nach.
„Die Priele sind eine Auflage des Naturschutzes. Wir mĂŒssen sie anlegen als Ausgleich- und Ersatzmaßnahme fĂŒr die Instandsetzung der Uferbefestigungen an der Elbe zwischen Over und Rönne, die durch die Schifffahrt beschĂ€digt wurden, und die Deichsicherheit gefĂ€hrden“, berichtet ADV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Ansgar Dettmer.

Steine und SpundwĂ€nde verstĂ€rken kĂŒnftig streckenweise die Ufer und sorgen dafĂŒr, dass der Deich dort nicht abrutschen kann. „Die Ufersanierung auf dieser 3,2 Kilometer langen Strecke ist unbedingt nötig fĂŒr den Hochwasserschutz.“ Deshalb ist der ADV, zusammen mit den NachbarverbĂ€nden Deich- und Wasserverband Vogtei Neuland und dem Harburger Deichverband, Maßnahmen-TrĂ€ger fĂŒr die Reparatur und den Prielbau. Geplant und fachlich begleitet wird beides jedoch vom NiedersĂ€chsischen Landesbetrieb fĂŒr Wasserwirtschaft, KĂŒsten- und Naturschutz (NLWKN) in LĂŒneburg.
Die Vorarbeiten haben jetzt begonnen. Im Bereich Haue wurden rund 20 Pappeln und Weiden an der Elbe gefĂ€llt sowie Buschwerk entfernt. „Bei mehr als der HĂ€lfe der BĂ€ume handelte es sich um BruchschĂ€den, die die jĂŒngsten StĂŒrme verursacht hatten. Mehrere umgestĂŒrzte BĂ€ume hingen in den Kronen der verbliebenen BĂ€ume und StrĂ€ucher. Das Wurzelwerk der umgeknickten BĂ€ume ragte aus dem Erdreich“, beschreibt Ansgar Dettmer. Die umgeknickten BĂ€ume, die nun entfernt wurden, stellten ohnehin eine Gefahr fĂŒr die Deichsicherheit dar, ergĂ€nzt er.
Die Gehölzarbeiten hatte das Land vor kurzem genehmigt, damit sie noch rechtzeitig vor Beginn der Brut- und Setzzeit, also vor dem 1. MĂ€rz, durchgefĂŒhrt werden konnten. Rund die HĂ€lfte der BĂ€ume auf den FlĂ€chen in Haue, die fĂŒr die neuen Priele benötigt werden, bleibt jedoch erhalten.
Das Deichvorland wird aus ökologischer Sicht durch die Priele aufgewertet. Gewinner sind Artenschutz und Artenvielfalt. „Mit den Prielen, in die von zwei Seiten Elbwasser fließen kann, schaffen wir ein Biotop fĂŒr den vom Aussterben bedrohten Schierlings-Wasserfenchel.“ Weltweit einzigartig wĂ€chst der Schierlings-Wasserfenchel ungefĂ€hr nur noch vom Hamburger Holzhafen bis etwa zur Staustufe Geesthacht, genau im Tidebereich der Elbe im Gebiet der drei MaßnahmentrĂ€ger. „Deshalb ist es sinnvoll, die Priele in diesem Bereich anzulegen“, erlĂ€utert der ADV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer. Doch auch Fische profitieren von den neuen Rinnsalen im Deichvorland, weil sie ihnen womöglich zusĂ€tzliche LaichplĂ€tze bieten.
Die Planungen fĂŒr den Bau der Priele laufen seit 2011. Alle drei sind befestigt. Klei und Kunststoffgeogitter, durch das Pflanzen wachsen können, stabilisieren sie in Richtung Deiche. Zur Elbe hin sind offener gestaltet. „Wichtig fĂŒr uns ist vor allem, dass die Priele durch diese technischen Vorkehrungen die Deichsicherheit nicht beeintrĂ€chtigen“, sagt Ansgar Dettmer.