Tiefe Fahrspuren gefÀhrden Deichsicherheit
Die gute Nachricht ist, dass die Deiche an Elbe und Ilmenau-Kanal das vergangene zum Teil extrem nasse Winterhalbjahr ohne groĂe SchĂ€den ĂŒberstanden haben. Das haben jetzt die diesjĂ€hrigen FrĂŒhjahrsdeichschauen gezeigt. Doch es gibt auch eine schlechte Nachricht, die die Stimmung beim Artlenburger Deichverband (ADV) trĂŒbt. Gedankenlose Fahrzeuglenker bereiten zunehmend Sorge. So wurden etwa die Elbdeiche in Drennhausen und Barförde in Mitleidenschaft gezogen, weil diese im Herbst und Winter befahren wurden. Zu einer Zeit also, als die Deiche durchnĂ€sst und daher besonders empfindlich und weich waren. Davon zeugen mehrere Meter lange und bis zu 25 Zentimeter tiefe Reifenspuren am DeichfuĂ und in den GrasflĂ€chen.
Die klaffenden Kerben im Deich sind alles andere als harmlos. âSie sind eine groĂe Gefahr fĂŒr die StabilitĂ€t und damit die Standfestigkeitâ, erklĂ€rt ADV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Ansgar Dettmer. Deichhauptmann Hartmut Burmester ergĂ€nzt, dass die Grasnarbe durch das Befahren schwer verletzt wurde. âDas hat zur Folge, dass Regen an den beschĂ€digten Stellen in den Deichkörper eindringen und Sand heraus spĂŒlen kannâ, sagt er.
Und nicht nur das. Die dicken Risse machen die OberflĂ€che dermaĂen uneben, dass die ADV-Mitarbeiter die GrasflĂ€chen mit ihren Fahrzeugen und GerĂ€ten nicht sachgemÀà pflegen können. Das ist aber wichtig, um den Schutz vor Hochwasser zu gewĂ€hrleisten. âDie SchĂ€den mĂŒssen wir deshalb schnell beheben, indem wir die Spuren mit Boden wieder auffĂŒllen und neues Gras sĂ€hen. Das kostet den Verband viel Geldâ, so der Deichhauptmann.
Als Verursacher vermutet er Autofahrer, die trotz Verbots auf dem Deichverteidigungswegen mit ihren Wagen unterwegs sind. Sie fahren ihm zufolge auch ĂŒber das Gras oder stellen ihre Autos auf dem GrĂŒn ab. Aber auch EigentĂŒmer von FlĂ€chen im Deichvorland stehen im Verdacht, Reifenspuren auf und an den Deichen hinterlassen zu haben. Sie haben nĂ€mlich die Erlaubnis, ĂŒber die Deiche hinweg auf ihre FlĂ€chen zu fahren. Das gilt daneben auch fĂŒr einige Behörden.
âDarĂŒber hinaus sind es wahrscheinlich GĂ€ste von gastronomischen Betrieben in DeichnĂ€he, die ebenfalls fĂŒr die SchĂ€den verantwortlich sind. Sie parken ihre Fahrzeuge auf den GrasflĂ€chen am DeichfuĂ und nehmen so fahrlĂ€ssig SchĂ€den in Kauf â, kritisiert Ansgar Dettmer. In der NĂ€he von GaststĂ€tten entdeckt der ADV regelmĂ€Ăig Fahrspuren.
Heftig war ein Schadensbild am Ilmenau-Kanal, das Hartmut Burmester wĂŒtend macht. âDa ist jemand mit mit einem GelĂ€ndewagen oder SUV absichtlich seitlich auf dem Deich viele Meter weit gefahren. Die Grasnarbe wurde derbe beschĂ€digt.â
Er und Ansgar Dettmer appellieren an die Vernunft der Fahrzeuglenker. Sie betonen, dass die GrĂŒnstreifen der Deichverteidigungswege und die GrasflĂ€chen der Deiche fĂŒr motorisierte Fahrzeuge tabu sind. âDas Befahren ist Unbefugten verboten. Darauf weisen im Ăbrigen Schilder hin. AuĂerdem ist die Weiterfahrt auf die Deichverteidigungswege aus diesem Grund an zahlreichen Stellen mit Schranken versperrt.â
Einen weiteren Aufruf richten sie an Anwohner des Elbdeiches in Radegast. âDort wurde Grasmahd an der Deichböschung verteilt. Das darf sich nicht wiederholenâ, sagen Deichhauptmann und GeschĂ€ftsfĂŒhrer. Die Folge ist, dass die Grasnarbe zerstört und dadurch der Deich instabil wird. âWeil die Grasnarbe unter dem Gartenabfall verfault.â AuĂerdem, so Burmester weiter, sei es eine Unart, GartenabfĂ€lle auf fremden GrundstĂŒcken zu entsorgen. âDas ist illegal!â