Ton-Pellets gegen hartnÀckige Risse auf den Deichkronen

Die Risse auf der Deichkrone sind immer noch da. „Dass sie so hartnĂ€ckig sind, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Deichhauptmann Hartmut Burmester vom Artlenburger Deichverband (ADV). Bis zu zehn Meter lange und 20 Zentimeter tiefe Risse klaffen seit vorigem Sommer auf einigen Elbdeichen im Gebiet des ADV. Sie sind als Folge der Monate dauernden Hitze entstanden. Durch die lang anhaltende Trockenheit hat sich die Kleischicht zusammengezogen und so vor allem auf der Deichkrone fĂŒr sogenannte Schwundrisse gesorgt, weil das normalerweise Feuchtigkeit speichernde Gras vertrocknet war. „Eigentlich sollten sich die Spalten bei nassem Wetter wieder zusammenziehen. Doch die Regenmenge hat dafĂŒr offenbar nicht ausgereicht“, berichtet ADV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Ansgar Dettmer. Auch dass die Mitarbeiter der Deichpflegekolonne Mutterboden und Klei in die Ritzen gefĂŒllt hat, brachte nicht ĂŒberall den erwĂŒnschten Reparatur-Erfolg.

Vor allem in Marschacht, Barförde sowie zwischen Radegast und Bleckede halten sich Risse standhaft. Die Gesellschaft fĂŒr Grundbau und Umwelttechnik (GGU) aus Braunschweig hat sich jetzt im Auftrag des NiedersĂ€chsischen Landesbetriebs fĂŒr Wasserwirtschaft, KĂŒsten- und Naturschutz (NLWKN) die SchĂ€den einmal genauer angeschaut, Tiefe und LĂ€nge unter Mitarbeit des ADV genau vermessen. „Wir wollten sicher gehen, dass der Deichkörper nicht unter der schĂŒtzenden Grasschicht stĂ€rker lĂ€diert ist, als mit bloßem Auge zu erkennen“, erklĂ€rt Hartmut Burmester. Das Ergebnis der Messungen lassen ihn und Ansgar Dettmer aufatmen: „Tiefer als bis zu 20 Zentimeter sind die Risse nicht. Somit besteht keine unmittelbare Gefahr“, erlĂ€utert der GeschĂ€ftsfĂŒhrer, wĂ€hrend der der Deichhauptmann ergĂ€nzt: „Ein Restrisiko bleibt trotzdem. Denn diese Stellen sind geöffnete TĂŒren fĂŒr WĂŒhlmĂ€use, die den Deichen heftigere FolgeschĂ€den zufĂŒgen können,“ Mit einem Pilotprojekt will der Artlenburger Deichverband nun versuchen, die Schadstellen endgĂŒltig zu schließen. „Wir verfĂŒllen die Schwundrisse mit kleinen Ton-Pellets, die optisch in der GrĂ¶ĂŸe etwa Katzenstreu oder Kuhschrot Ă€hneln. Die KĂŒgelchen werden sonst zum VerfĂŒllen von Bohrlöchern, zum Beispiel nach Trinkwasserbohrungen verwendet“, so Ansgar Dettmer. Der getrocknete Ton soll bei Regen aufquellen und dann die Risse verschließen, so der Plan. „Wichtig ist, dass bei dem Vorgang keine HohlrĂ€ume in der Kleischicht entstehen. Darauf mĂŒssen wir genau achten“, meint Hartmut Burmester. Klappt in der Praxis alles wie in der Theorie geplant, wĂ€chst spĂ€ter Gras ĂŒber den Schadstellen, das die ADV-Kolonne neu sĂ€t. „Unsere Mitarbeiter haben damit ohnehin schon begonnen, denn als Folge der Trockenheit im vergangenen Jahr mĂŒssen sie zwar nicht flĂ€chendeckend, doch stellenweise ordentlich aussĂ€en. Auch an Stellen, an denen es keine Risse gibt“, sagt Hartmut Burmester. Doch nicht nur die letztjĂ€hrige DĂŒrre macht diese Arbeit aktuell nötig. Auch Wildschweine haben heftiger an den Deichen gewĂŒhlt als es der Deichverband aus anderen Jahren kennt. „Wir verzeichnen mehr SchĂ€den als ĂŒblich. Damit haben wir ein zusĂ€tzliches Problem. Bei ihrer Nahrungssuche nach tierischem Eiweiß zerstören sie die Grasnarbe“, erklĂ€rt der ADV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer. Zurzeit sind die Wildschweine ihm zufolge recht brachial zugange. „Beseitigte SchĂ€den reißen die Tiere ĂŒber Nacht wieder auf.“ Schwerpunkte sind zwischen Sassendorf und Barförde sowie bei Radegast. Von den SchĂ€den beziehungsweise deren Beseitigung werden sich die Kommissionen bei den FrĂŒhjahrsdeichschauen ein Bild machen. Die Kontrolle der Hochwasserschutzanlagen im Gebiet des Artlenburger Deichverbandes an der Elbe finden statt am Donnerstag, 9. Mai, ab 8 Uhr zwischen Hoopte und Avendorf im Kreis Harburg und am Donnerstag, 16. Mai, ab 9 Uhr zwischen Walmsburg und Artlenburg. Die Deiche an Ilmenau- und Neetze-Kanal zwischen Laßrönne und St. Dionys sind am Dienstag, 14. Mai, ab 9 Uhr an der Reihe.