Artlenburger Deichverband passt Schutzwerke an neu berechnete BemessungswasserstÀnde an
Rönne/Schwinde. Sechs Jahre Pause an der Elbe enden. Der Artlenburger Deichverband (ADV) setzt ab dem 5. August die Erhöhung des Deiches zwischen Rönne und Schwinde im Tidebereich der Elbe fort, die er bereits 2013 am Binnendeich begonnen und abgeschlossen hatte. Jetzt wird der Deich an der Wasserseite auf einer LĂ€nge von 400 Metern von aktuell 9,20 Meter auf kĂŒnftig 9,40 Meter erhöht. Die Arbeiten finden zwischen der Rampe zur BrĂŒcke ĂŒber das Elbvorland in Richtung Schwinde statt. âAn der Binnenseite hatten wir den Deich schon 2013 angepasstâ, blickt Deichhauptmann Hartmut Burmester zurĂŒck. Die Arbeiten hatte der ADV dann aber gestoppt, weil vom Land Niedersachsen seinerzeit neue BemessungswasserstĂ€nde angekĂŒndigt wurden. âAuf diese mussten wir in der Folge sehr lange warten. Ohne die neuen Berechnungen hĂ€tte der Weiterbau keinen Sinn gemacht. Doch nun liegen sie vor, sodass wir mit der Deicherhöhung weitermachen könnenâ, sagt Burmester.
Die BemessungswasserstĂ€nde stellen Werte fĂŒr die höchsten WasserstĂ€nde dar, die in der Zukunft im Falle einer extremen Sturmflut in der Nordsee fĂŒr die Elbe zu erwarten sind. Die Bundesanstalt fĂŒr Wasserbau hat diese BemessungswasserstĂ€nde im Auftrag der LĂ€nder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig Holstein neu ermittelt, denn 2017 hatten sich die drei BundeslĂ€nder auf einheitliche BemessungswasserstĂ€nde in der Tideelbe verstĂ€ndigt. Ziel ist ein gleichwertiger Schutz fĂŒr alle Anrainer. Der ADV ist nun einer der ersten VerbĂ€nde in Niedersachsen, der anhand der neuen Vorgaben seine Deiche anpasst: um 20 Zentimeter in der Höhe. âAus Sicht der Wasserbau-Ingenieure geht es aber nicht nur um die Höhe. Wichtig ist auch, dass die Deiche durch den Umbau eine breitere Krone und flachere Böschung erhalten. Das bedeutet, sie haben kĂŒnftig eine gröĂere AufstellflĂ€che. Der Deich in Rönne wird um sechs Meter breiter zum Wasser hinâ, erklĂ€rt ADV-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Ansgar Dettmer. âEr wird dadurch standsichererâ, ergĂ€nzt Hartmut Burmester. SpĂ€ter werden die Bauwerke im Tidebereich zudem an der Wasserseite mit Pflastersteinen bedeckt. âDas Pflaster wirkt als Panzer gegen Eisschollen und schĂŒtzt so vor BeschĂ€digungenâ, so der Deichhauptmann. Die Anwohner der Baustelle in Rönne mĂŒssen in den kommenden Wochen mit Staub, LĂ€rm, Vibrationen im Boden und reichlich Lkw-Verkehr rechnen, ebenso mit herumfahrenden Baggern, Raupen und Walzen. âDie vorhandene Klei-Schicht des Deiches wird an der Krone zunĂ€chst abgefrĂ€st. Danach wird der Sandkern vergröĂert und wieder eine Klei-Schicht eingebautâ, berichtet Ansgar Dettmer. Die Kosten der Deichanpassung beziffert er mit knapp 870 000 Euro, finanziert mit KĂŒstenschutzmitteln von Bund und Land. Die Deichanpassung im ADV-Verbandsgebiet im Tidebereich der Elbe geht weiter nach dem Ende der Arbeiten in Rönne. âEs folgt ein zwei Kilometer langer Abschnitt zwischen Schwinde und dem Stover Strandâ, so Ansgar Dettmer. Die Planungen dafĂŒr laufen bereits, das Planfeststellungsverfahren folgt als nĂ€chstes. âDas Projekt ist vielleicht in zwei Jahren genehmigt und kann dann startenâ, schĂ€tzt Hartmut Burmester. Die aktuelle Deicherhöhung im Bereich der Samtgemeinde Elbmarsch beweist ihm zufolge, wie umsichtig es vom Landkreis Harburg war, in den neuen Naturschutzgebieten an der Elbe dem Hochwasserschutz einen 15 Meter breiten Streifen einzurĂ€umen, in dem der Schutzstatus nicht gilt. âOhne diese Freistellung wĂŒrden wir mit Bauarbeiten wie den aktuellen immer wieder in geschĂŒtzte FlĂ€chen hineinkommen, weil die Arbeiten entsprechend Raum benötigen. Das hĂ€tte dann jedes Mal Konflikte mit dem Naturschutz zur Folge gehabtâ, lobt der Deichhauptmann die Entscheidung des Kreises Harburg.