Umweltminister Olaf Lies (SPD) besucht ADV-Baustelle in Rönne

„Ich freue mich, das hier zu sehen. Denn die Menschen, die hinter den Deichen leben, müssen sicher sein“, erklärte der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) beim Besuch der Deichbaustelle in Rönne an der Elbe. „Mit dieser Maßnahme machen wir aber auch deutlich, dass die Nacherhöhung der Deiche eine stetige Aufgabe bleiben wird, der sich alle Akteure immer wieder neu stellen müssen“, sagte der Minister, dessen Ressort für den Hochwasserschutz verantwortlich ist. Auf einer Länge von 400 Metern zwischen Rönne und Schwinde passt der Artlenburger Deichverband (ADV) seit Sommer den Deich im Tidebereich der Elbe baulich an. Dieser Deichabschnitt ist einer der ersten im Land, der auf Grundlage der neu berechneten Bemessungswasserstände für die Tideeelbe erhöht wird.Dass weiterer Anpassungsbedarf an der Tideelbe von Cuxhaven bis Rönne besteht, verdeutlichte auch Heiko Warnecke, Dezernent beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) in Lüneburg. „Alleine für die rund 26 Kilometer lange Deichlinie von Bullenhausen bis zum Wehr in Rönne wurden Defizite in der Deichhöhe sowie der technischen Gestaltung durch zum Beispiel fehlende Deckwerke aufgezeigt“, so Warnecke.

 

Deichhauptmann Hartmut Burmester erläuterte dem Gast aus Hannover, dass das Wehr Rönne zwar theoretisch die Tidegrenze darstelle, doch in der Praxis sich Sturmfluten an der Nordseeküste auch noch 120 Kilometer weiter im Binnenland in der Elbe zu spüren sind. „Wir verzeichnen selbst im Bereich Hohnstorf und Bleckede bei Sturmfluten steigende Pegel.“ Deshalb dürfe die Tidegrenze auch keine finanzielle Grenze darstellen, forderte Burmester. Der Küstenschutz müsse daher weiter ins Binnenland hinein ausgeweitet werden, so der Deichhauptmann. Das würde eine bessere Finanzierungen bei künftigen Deichanpassungen für die Deichverbände an der Elbe bedeuten. Olaf Lies sagte, der Bund müsse den Ländern beim Hochwasserschutz mehr Geld für längerfristige Planungen zur Verfügung stellen. „Weil noch viel Arbeit vor uns liegt.“ Denn die Folgen des Klimawandels mit steigendem Meeresspiegel etwa, forderten dringend Strategien beim Küsten- und Hochwasserschutz. „Wir müssen jetzt die Lösungen für die künftige Sicherheit unsere Kinder und Enkelkinder finden.“ Das trifft auch auf ein anderes Problem zu, von dem Deichverbände akut betroffen sind, und das Hartmut Burmester ansprach: zunehmende Wolfsrisse in Deichschafherden. Lies: „Vor zehn Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass der Wolf ein Thema für den Hochwasserschutz wird.“ Er sieht dringenden Bedarf, damit das Land handlungsfähiger beim Thema Wolf wird. Denn zurzeit sei es noch so, dass „wir versuchen, mit Maßnahmen von gestern die Probleme von morgen zu lösen.“ Darum setzt er auf Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz, die etwa die Entnahme auffälliger Wölfe erleichtert. „Wir reden hierbei über einzelne Tiere und nicht über die Ausrottung des Wolfes“, betonte er. „Wir leben in einer absurden Gesellschaft, in einer Komfortzone, in der Hysterie entsteht, wenn ein auffälliger Wolf entnommen werden soll, der Deichschafe reißt.“ Doch Hochwasserschutz ohne Schafe funktioniere nicht. „Deshalb müssen wir für ihren Schutz alles tun.“ Hintergrund Das Land Niedersachsen stellt derzeit jährlich 61,6 Millionen Euro Fördermittel aus Mitteln der Bund-/Länder Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz zur Verfügung, um die anstehenden Küstenschutzmaßnahmen umzusetzen. Es werden bereits Anstrengungen unternommen, die Fördermittel dauerhaft zu stabilisieren und bei Bedarf auf gegebenenfalls jährlich 100 Millionen Euro zu erhöhen. Alleine Deichnacherhöhungen an der Tideelbe von Cuxhaven bis Rönne auf einer Deichstrecke von 75 Kilometern beziffert das Land mit einem derzeitigen Finanzvolumen von 500 Millionen Euro für die kommenden 25 bis 30 Jahre. Dem Land ist nach Worten von Umweltminister Lies bewusst, dass mehr Fördermittel mit komplexeren und zeitaufwendigen Deichbaumaßnahmen auch Mehrbelastungen bei den ehrenamtlichen Deichverbänden bedeutet. Es bedürfe einer engen Kooperation zwischen den Deichverbänden und der Fachbehörde NLWKN, damit diese Maßnahmen gelingen können. Der Minister lobte das ehrenamtliche Engagement der Deichverbände. „Man darf nicht glauben, dass wir die Aufgaben als Staat ohne Ehrenamt besser lösen würden.“ Vielmehr sei es so, dass durch die hochwertigen Hochwasserschutzanlagen mit einer gut organisierten Deichunterhaltung und Deichverteidigung den Bürgern die Gefahren aus einer Sturmflut nicht mehr so bewusst werde. „Daher müssen die Menschen am Deich weiter für dieses Thema sensibilisiert werden“, sagte er bei seinem Besuch in Rönne.