Die Historie des ADV

Der Artlenburger Deichverband hat eine bewegte, vielfältige und spannende Geschichte. Vor dessen Konstituierung waren die Deiche immer wieder von Deichbrüchen und Überflutungen geprägt. Der letzte Deichbruch ereignet sich 1855 bei Artlenburg. Seitdem haben die Schutzwälle gehalten. Im Folgenden werden viele Ereignisse rund um den Verband aufgeführt – auch Besonderheiten und Kuriositäten.

1855:
Die Geschichte der Deiche des Artlenburger Deichverbandes vor dessen Gründung/Konstituierung ist immer wieder geprägt von Deichbrüchen und Überflutungen. Der letzte Deichbruch ereignet sich 1855 bei Artlenburg. Seitdem haben – glücklicherweise – die Schutzwälle gehalten.

1862:
Die Deich- und Sielordnung für das Fürstentum Lüneburg tritt am 15. April 1862 in Kraft, der Artlenburger Deichverband wird gebildet. Zuständig ist aber zunächst das Königliche Deichamt für das Deichwesen in der Elbmarsch. Nach Paragraf 30 müssen jährlich zwei Hauptschauen abgehalten werden – im Mai und im Oktober eines Jahres.

1868:
Die Polizei-Verordnung zur Ableistung von Diensten und Instandhaltung öffentlicher Anlagen von 28. August 1868 ist die Grundlage für die Bestrafung von Nachlässigkeiten bei der Deichunterhaltung.

1869:
Als Verlängerung des Elbdeiches zum Schutz der Ilmenau-Niederung und der Deichspitze bei Stöckte/Hoopte wird 1869 der Hauer Flügeldeich mit einem Kostenaufwand von 83 535 Mark von den Grundeigentümern selbst erbaut.

1889:
Erst 27 Jahre später, am 8. November 1889, konstituierte sich die 1. Deputiertenversammlung des Artlenburger Deichverbandes. Dieses Datum gilt daher als offizielles Gründungsjahr des ADV, der damals als „Kooperative des öffentlichen Rechts“ seine Arbeit aufnimmt.

1889:
Die verheerenden Folgen der Deichbrüche im Frühling ein Jahr zuvor führten zur Einrichtung eines Eisbrecherdienstes auf der Elbe. Die gewaltsame Beseitigung des Eises erfolgte mit Dampfeisbrechern aus Hamburg, die jedoch nur innerhalb des hamburgischen Staatsgebietes zum Aufbruch verpflichtet waren.

1889:
In diesem Jahr richtet auch der Preußische Staat einen für die oberhalb Hamburgs gelegene Elbestrecke zuständigen Eisbrecherdienst mit Schiffen ein. Die Leitung des Eisbrecherdienstes liegt in den Händen der Elbstrom-Bauverwaltung in Magdeburg.

1891/93:
Im Süden des Verbandsgebietes befinden sich der rund 14 Kilometer lange Ilmenau-Kanaldeich von Haue bis Barum und von dort bis zum Elbe-Seitenkanal der rund acht Kilometer lange Neetze-Kanaldeich. Sowohl der Ilmenau-, als auch der Neetze-Kanaldeich wurden 1891/93 erbaut.

1904:
Beginn eines Programms zur Verfüllung von Bracks und Altwässern im Artlenburger Deichverbandsgebiet.

1907:
Zu dieser Zeit existieren im Verbandsgebiet zwölf stark wasserziehende Bracks, wovon dasjenige bei Laßrönne als gefährlichstes gilt und in dem Jahr noch verfüllt wird.

1915:
In den Jahren nach der Konstituierung übernahm der Verband die außerordentlichen, über das normale Unterhaltungsmaß hinausreichenden Arbeiten.

1915:
Das für Bauarbeiten erforderliche Bodenmaterial wird unter anderem besonderen Deicherde-Arealen entnommen. Für kleihaltige Deicherde wird 1915 eine Entschädigung von 20 Pfennigen je Kubikmeter bezahlt.

1922:
Die Zusammensetzung der Deichschau-Kommission aus Landrat, Deichvogt, Wasserbauinspektor und den örtlich zuständigen Deichgeschworenen ändert sich. Der Leiter des Preußischen Kulturbauamtes Lüneburg – später das Wasserwirtschaftsamt – löst den Wasserbauinspektor ab, weil die Deichaufsicht auf die staatliche Wasserwirtschaftsverwaltung übergeht.

1924:
Die Strafsätze für die wichtigsten unterlassenen Unterhaltungsarbeiten liegen zu dieser Zeit zwischen 5 und 30 Mark. Dazu zählten: Deichkrone „nachbargleich“ auf vorgeschriebene Höhe bringen (5 Mark), Schlaglöcher auf der Deichkrone ausfüllen (15 Mark) und Schölstellen in der Böschung ausbessern (30 Mark).

1931:
In Barförde findet eine Premiere für den zu dem Zeitpunkt 42 Jahre alten Artlenburger Deichverband statt: Zum ersten Mal wird eine Deichschutzübung abgehalten.

1938:
Der Reichsminister erlässt eine Verordnung zur Bekämpfung der Bisamratte. Danach sind alle Nutzungsberechtigten von Grundstücken, Fischereiausübungsberechtigte und Behörden verpflichtet, den Bisam zu bekämpfen, der auch im Gebiet des ADV in die Deiche eindringt und weit reichende Gänge anlegt.

1938:
Um der aufkommenden Plage Herr zu werden, werden auch staatliche und später auch private Bisamrattenjäger mit der Bekämpfung beauftragt.

1940:
Das zweithöchste eisfreie Hochwasser seit 1895 erreichte am 4. April 1940 am Pegel Hohnstorf 660 Zentimeter und blieb nur 28 Zentimeter unter dem Wasserstand von 1895.

1945:
Eine tierische Premiere registrieren die Deichschützer. Zum ersten Mal finden sie eine Bisamratte. In diesem Jahr werden auch Deichabschnitte durch Kriegseinwirkung zerstört.

1949:
In den Landkreisen Lüneburg und Harburg werden 1949 und 1950 schon insgesamt 2333 Bisamratten gefangen. Zuständig für die Bekämpfung ist in den 1950er- Jahren das Pflanzenschutzamt der Landwirtschaftskammer Hannover.

1952:
Noch im Jahre 1952 erhalten die Deichgeschworenen vom Deichverband jährlich zehn D-Mark ein sogenanntes Stiefelgeld. Die Stiefelgeldzahlung von Staatswegen gilt bereits seit 1748 und stellt eine Ausgleichszahlung an die Deichgeschworenen für die Zurücklegung weiterer Wegstrecken dar, damit diese ein Paar Stiefel im Jahr zusätzlich anschaffen können.

1953:
Erlass einer Satzung für den Artlenburger Deichverband. Gewählt wird auch der erste Verbandsvorsteher. Es ist Friedrich Kloodt aus Lüdershausen.

1953:
Zum ersten nach 1945 gewählten Vorstand gehören die ordentlichen Mitglieder: Friedrich Kloodt (Lüdershausen), Bernhard Knorr (Oldershausen), Johannes Meyn (Niedermarschacht), August Oldenburg (Artlenburg), Heinrich Schütte (Bleckende), Gerd Schlüter (Brackede), Werner Baron Freiherr von Spörcken (Lüdersburg) und Arthur Zeyn (Tespe).

1954:
Die Deichschau am 13. Mai 1954 ist eine besondere: Zum ersten Mal nimmt der erste frei gewählte Deichhauptmann Friedrich Kloodt aus Lüdershausen daran teil.

1955:
Der Deichverband schafft sich ab Mitte der 1950er-Jahren erhebliches Deichverteidigungsmaterial wie Notstromaggregate, Leuchten, Handlampen und Sandsäcke an.

1960:
Fünf Jahre später sind unter anderem 23 Schubkarren, 3 Spitzhacken, 10 Schaufeln und 11 000 Sandsäcke vorhanden. 40 Jahre zuvor, 1920, hat lediglich ein Vorrat von 800 Sandsäcken existiert, die die Domänenverwaltung Bleckede einlagert und im Bedarfsfall an den Deichverband ausleiht.

1962:
Die Orkanflut vom 16./17. Februar setzt an der Küste neue Maßstäbe. Allein in Niedersachsen bricht der Deich an mehr als 60 Stellen, über 300 Kilometer Deichstrecke ist beschädigt, etwa 20 000 Menschen werden obdachlos, 370 Quadratkilometer Fläche werden überflutet. Der Artlenburger Deichverband kommt glimpflich ohne größere Schäden davon.

1962:
Nach der Sturmflut werden 50 000 Sandsäcke der landeseigenen Reserve für den Katastrophenschutz im Schöpfwerk Laßrönne eingelagert.

1963:
Das niedersächsische Küstenprogramm „Deichbau und Küstenschutz ab 1963“ wird aufgelegt, das eine Erhöhung und Verstärkung der bestehenden Küstendeiche folgen ließ.

1968:
Friedrich Kloodt gibt das Amt des Vorsitzenden ab. Nachfolger wird Otto Hübner (Barförde). Er führt den Verband bis 1991. Im Anschluss folgen Johann Freese (Artlenburg), von 1991 bis 2009 und seit 2009 Hartmut Burmester (Barförde).

1973:
Der Generalplan „Küstenschutz“ gibt die neuen Parameter für den Ausbau der Tidedeiche bis zur Staustufe Geesthacht vor. Der Bemessungswasserstand liegt bei NN + 6,70 m.

1973:
Baubeginn des Ilmenau-Sperrwerkes bei Hoopte und des Hauer Flügeldeiches.

1974:
Der Deichausbau oberhalb der Staustufe Geesthacht beginnt an der Elbbrücke Hohnstorf nach oberhalb. Es werden 600 Meter Deichstrecke fertiggestellt und weitere 700 Meter im Rohbau erstellt.

1974:
Im Tidebereich erfolgt die Aufstellung des Deichbauentwurfes für die Strecke Staustufe Geesthacht nach Haue. 1975 folgt der Deichausbau auf einer Länge von 0,9 Kilometern in der Ortslage Drennhausen.

1974:
Das Jahr gilt als Beginn eines groß angelegten Deichausbau-Programms. Seitdem wurden in die Sicherheit und in den Ausbau der Deich mehr als 60 Millionen Euro investiert.

1975:
Fertigstellung der Deichstrecke von der Elbbrücke Hohnstorf bis zum Ostende der Ortschaft Sassendorf sowie des Deichverteidigungsweges. Mehrere Außenbracks auf zwei Kilometer Länge werden aus Sicherheitsgründen verfüllt.

1974/75:
Der ADV kämpft mit einem heftigen Winterhochwasser. Die Hochwasserwelle erreicht am 19. Dezember 1974 am Pegel Hohnstorf den Wert von 8,19 Meter über Normalnull. Besonderheit: Eine Sturmflut trifft einen Tag zuvor auf die ablaufende Hochwasserwelle.

1975:
Bei der zweiten Hochwasserwelle am 10. Januar 1975 droht im Wendewischer Deichrevier eine Deichrampe abzurutschen.

1975:
Im Rahmen von Verhandlungen beider deutscher Staaten vereinbart die gemeinsame Grenzkommission eine Verbesserung der Information bei Hochwassergefahr.

1975:
Durch die Vereinbarung erhält die Bezirksregierung Lüneburg von der Wasserwirtschaftsdirektion Magdeburg in der ehemaligen DDR Fernschreiben mit Angaben der Wasserstandshöhe, Tendenz und Besonderheiten, wenn am Pegel Barby 500 und am Pegel Wittenberge 450 Zentimeter Wasserstand überschritten werden. Nach jeweils weiteren 50 Zentimeter Anstieg wird erneut ein Fernschreiben abgesandt.

1976:
Am 3. Januar tritt eine Sturmflut auf die am Pegel Zollenspieker 83 cm über der Fluthöhe von 1962 liegt. Die Sturmflut hätte noch höher auflaufen können, wenn der Orkan früher auf Nordwest gedreht hätte. Im Bereich Laßrönne-Drage erreichte der Wasserstand infolge Windstau bereits Deichkronenhöhe. Örtlich schwappten vereinzelte Wellen über den Deich. Schwere Deichschäden entstanden in Drennhausen und Elbstorf. Gott sei Dank ist das Ilmenau-Sperrwerk rechtzeitig fertiggestellt und besteht  seine erste Bewährungsprobe. Ansonsten hätte die Flut für die Stadt Winsen (Luhe)in der Kirche kniehohe Wasserstände gebracht. Die Baukosten für das Ilmenau-Sperrwerk und drei Sielen liegen zusammen bei 16 Millionen D-Mark.

1976:
Deichausbau zwischen Laßrönne und Drennhausen mit der Vorverlegung des Deiches auf einer Länge von 4,4 Kilometern. Das ursprüngliche Konzept, auf der Deichkrone eine Kreisstraße zu führen, wird nicht verwirklicht. Fertigstellung des Deichverteidigungsweges ist 1978.

1977:
Deichausbau von der Ortslage Sassendorf bis Barförde. Die Streckenlänge beträgt 2,1 Kilometer. Herstellung einer rund ein Kilometer langen Verwallung um die „Priesterkuhlen“.

1979:
Durch extrem niedrige Temperaturen (Silvester 1978 bis zu minus 26 Grad) bildet sich auf der Elbe starkes Treibeis, das schließlich durch den Tideeinfluss in der Unterelbe bei Harburg zum Stillstand kam. Rückschreitend über des Wehr Geesthacht hinaus, bildet sich bis Hitzacker Eisstau und Eisstand. Gleichzeitig lief ein kleineres Hochwasser von der Oberelbe ab. An den starken Flusskrümmungen (Radegaster Haken, Havekostbrack und Sassendorfer Bucht) wurde das Vorlandeis auf die Deichkrone geschoben.

1981:
Starke Regenfälle in Böhmen, Sachsen und Thüringen führen im März zu einem starken Anstieg der Wasserstände in Elbe und Zuflüssen. Der Höchstwasserstand stellt sich am Pegel Bleckede mit 10,85 Metern über Normalnull ein und war damit 25 Zentimeter höher als 1974. Erstmals wird das Sperrtor des Elbe-Seitenkanals bei Artlenburg geschlossen.

1981:
Deichausbau oberhalb von Radegast in Richtung Forst Vitico/Bleckede auf einer Länge von 1,3 Kilometern. Die neuen Deichböschungen müssen nach dem Frühjahrshochwasser vollständig überarbeitet werden.

1981:
Der Bemessungswasserstand für den Ausbau der Tidedeiche beträgt am Pegel Zollenspieker NN + 7,47 m. Hierin ist für den Zeitraum 1976 bis 2065 ein möglicher Meereswasseranstieg von 22 cm und eine Windstauhöhe von 50 cm eingerechnet.

1981:
Der Bau des Deichverteidigungsweges von Brackede nach unterhalb wird nachgeholt. Die Arbeiten finden auf einer Streckenlängen von 3,4 Kilometern statt.

1982:
Deichkronensanierung und Beseitigung von Setzungen zwischen der Staustufe Geesthacht und dem Ilmenau-Sperrwerk. Abflachen der Binnenböschung sowie Weiterbau des Deichverteidigungsweges.

1984:
Im Bereich Forst Vitico nach oberhalb bis zur Alten Elbe unterhalb von Bleckede setzt sich der Deichausbau auf einer Länge von 1,9 Kilometern fort. Gleichzeitig beginnt der Bau des Deichverteidigungsweges am Ilmenau-Kanaldeich.

1985:
Fortsetzung des Deichausbaues unterhalb von Bleckede bis zur Alten Elbe um zwei Kilometer und die Errichtung eines Deichverteidigungsweges von 0,5 Kilometern Länge. Damit hat der Deichbau die Stadt Bleckede erreicht.

1987:
Zum Jahresende 1986 setzten starke Regenfälle ein, die im Oberlauf der Elbe zum raschen Abschmelzen der Schneedecke führten. Daraus entwickelte sich ein Hochwasser. Während des Hochwasserablaufs traten Fröste auf, die am 6. Januar 1987 zu Treibeis auf der Elbe führten. Am 13. Januar sanken die Temperaturen auf minus 20 Grad, wobei die Treibeisbildung kräftig zunahm. Im Raum Bullenhausen bildete sich eine Eisversetzung mit Eisstau von Bunthaus bis zur Staustufe Geesthacht. Durch den starken  Wasseranstieg  wurden zur Beobachtung der Deiche die Deichwachen aufgezogen. Die Elbedeiche zwischen Zollenspieker und Geesthacht bis einschließlich Tespe  unterlagen einer extremen Belastung, schwere Eisschollen schoben sich  nur etwa 1,5 bis 2 Meter unter den Deichkronen entlang. An besonders gefährdeten Stellen, wie in Tespe, frästen sich die Eisschollen in die Deichböschung oder knickten Bäume, Laternen und Geländer ab. Katastrophenalarm wurde vorsorglich vom Lagezentrum des Landkreises Harburg ausgelöst. Am 22. Januar begann zunächst mit sechs Eisbrechern vom Wehr Geesthacht der Eisaufbruch, der ab Boizenburg nach stromauf von weiteren vier Eisbrechern der damaligen DDR unterstützt wurde.

1988:
Bereits sieben Jahre nach dem schweren Frühjahrshochwasser 1981 läuft im März/April 1988 wieder ein gefährliches Hochwasser auf. Am Pegel Bleckede wird der Wert von 10,92 Meter gemessen, der damit sieben Zentimeter höher ist als 1981.

1989:
Der Artlenburger Deichverband bekommt ein Zuhause. Im November wird der Betriebshof in Hohnstorf/Elbe eingeweiht.

1989:
Der ADV feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür und erfährt dabei einen ungeplanten Besucheransturm, da an diesem Tag die Öffnung der Grenze zwischen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik viele Bürger der ehemaligen DDR über die Brücke bei Lauenburg nach Hohnstorf führt.

1989:
Deichausbau auf einer Länge von 1,8 Kilometern zwischen Tespe und Obermarschacht. Oberhalb der Staustufe Geesthacht sind von 1974 bis 1988 rund 28 Kilometer Deichstrecke ausgebaut worden.

1990:
Der Deichausbau setzt sich auch in den 1990er-Jahren im Gebiet des Artlenburger Deichverbandes auf einer Länge von 13,2 Kilometern fort. Die umfangreichen Maßnahmen seit 1990 bis in die heutige Zeit werden in dieser Festbroschüre separat aufgeführt.

1993:
Der Rahmenentwurf „Nacherhöhen der Hauptdeiche von der Landesgrenze Hamburg – Staustufe Geesthacht“ vom 25. Februar 1993 sieht für die Nacherhöhungsarbeiten Ausgaben in Höhe von rund 86,5 Millionen D-Mark vor.

1995:
Das Forum „Elbtalaue“ wird eingerichtet und mit 41 persönlich berufenen Mitgliedern besetzt. Für den ADV werden Deichhauptmann Johann Freese und sein Vertreter Hartmut Burmester ernannt.

1995:
Auf Grundlage eines 10-Punkte-Papiers erfolgt der künftige Deichbau zur Nacherhöhung der Tidedeiche. Wesentliches Merkmal ist dabei die Festlegung des Deichbesticks wie Böschungsneigungen und Deichkronenbreite.

1995:
Das „Danisch Hydraulic Institute“ in Horsholm errechnet auf 25 km Deichlänge (Harburg bis Staustufe Geesthacht) einen neuen Bemessungswasserstand unter Einbeziehung von Windrichtung, -geschwindigkeit und Wellenauflaufhöhen, die zu erwarten sind. Daraus entsteht der Bemessungswasserstand „2085 A“ mit den Ordinaten NN +  7,50 m von Bullenhausen bis zur Seeveniederung, NN + 7,70 m von Haue bis Drage und von dort bis zur Staustufe Geesthacht NN + 7,85 m. Nach ähnlichen Berechnungen der „Delft – Hydraulics“ , die im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg durchgeführt und für Niedersachsen übernommen wurden, kamen zu diesem Bemessungswasserstand „2085 A“ noch Wellenauflaufhöhen hinzu: 70 cm bis zum Seeve – Siel, 1 m bis zum Ilmenau – Sperrwerk und von dort bis zur Staustufe Geesthacht 1,10 m. Nach diesen Vorgaben wird die seit 1995 laufende Nacherhöhung der Tidedeiche baulich ausgeführt.  

1998:
Die StÄWas (Staatliche Ämter Wasserwirtschaft) werden aufgelöst. In Niedersachsen werden neue Landesbetriebe für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingerichtet.

1998:
Bis zu diesem Jahr wurde auch die Deichaufsicht von einem Landesbeamten, dem Deichvogt, als hoheitliche Aufgabe hauptberuflich wahrgenommen. Nach 250 Jahren staatlicher Deichaufsicht ging diese auf die Fachdienststelle der Landkreise und im Rahmen der Eigenverantwortung auf die jeweiligen Deichverbände über.

2002:
Im August herrscht im Gebiet des Artlenburger Deichverbandes Katastrophenalarm. Die Elbe-Jahrhundertflut ist da. Gewaltige Wassermassen drücken auf die Deiche, die aber dem Druck standhalten.

2003:
Der Deichverband kauft des Heisterbusch-Gehöft vom Land Niedersachsen. Der Preis dafür beträgt 35 000 Euro. Außerdem wird eine Verwaltung als künftiger Schutz gegen mögliches Hochwasser angelegt.

2004:
Große Ehre für Deichhauptmann Johann Freese. Im Oktober wird dem heutigen Ehrenvorsitzenden aus Artlenburg feierlich der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

2006:
Nur vier Jahre nach der Jahrhundertflut steigt im April 2006 die Elbe erneut auf gefährliche Rekordstände an. 13 bis 40 Zentimeter höhere Wasserstände als 2002 laufen an den Deichen auf und bedrohen Land und Leute.

2006:
Mit einem Deichschlussfest wird am 11. August 2006 die Fertigstellung des letzten Deichabschnittes in der Ortslage Artlenburg gefeiert.

2006:
Insgesamt werden von 1974 bis 2006 mehr als 50 Millionen Euro für den Hochwasserschutz im Artlenburger Deichverband vom Land und dem Bund bereitgestellt und verbaut.

2006:
Der 1. Ausbauabschnitt im Tidebereich in der Ortslage Laßrönne ist fertiggestellt. Auf einer Länge von 1,2 km wurde der Tidedeich um 1,30 m erhöht.

2007:
Nur wenige Monate später kommt es im Januar 2007 zu einer Sturmflut infolge des Sturmtiefs „Kyrill“.

2008:
Der Artlenburger Deichverband passt sich der modernen Technik an: Die Erstellung und Einführung eines digitalen Deichbuches wird realisiert.

2009:
Gefahr droht im Januar durch klirrende Kälte und Eisbildung auf der Elbe. Vom 9. bis 19. Januar hat der Fluss von der Hamburger Landesgrenze bis nach Neu Darchau eine geschlossene Eisdecke auf etwa 30 Kilometer Länge. Der Wasserspiegel staut sich innerhalb kürzester Zeit um 1,50 Meter auf. Eisbrecher sind im Einsatz.

2011:
Im Januar kommt es erneut zu Hochwasser mit neuen Rekordpegeln. Zwölf Monate später folgt ein Eishochwasser. Deichwachen werden eingesetzt, sie patrouillieren von Sassendorf bis Laßrönne auf den Deichen.

2011:
Im Dezember übernimmt der ADV über einen notariellen Vertrag von der Stadt Bleckede den neuen Hochwasserdeich in Alt Wendischthun in seine Trägerschaft und in seine künftige Unterhaltung.

2012:
Ein Jahr später, im Dezember 2012, übernimmt der ADV dann auch den neuen Hochwasserdeich in Walmsburg.

2013:
Zwei Wochen lang hält die Elbe mit ihrem extremen Hochwasser die betroffenen Menschen und die Verantwortlichen des Artlenburger Deichverbandes in Atem. Für die Deiche ist das Hochwasser 2013 mit Rekord-Wasserständen von 11,56 m am Pegel Bleckede, 9,40 m am Pegel Hohnstorf und 8,60 m am Pegel Artlenburg eine echte Belastungsprobe oder besser gesagt, eine Gewährleistungsabnahme.

2013:
Die Deiche im Artlenburger Deichverband halten den Fluten ohne größere Schäden stand – auch dank der hervorragenden Hilfe und der vielfältigen Unterstützung von tausenden freiwilligen Helferinnen und Helfern, Einsatzkräften, Mitarbeitern von Organisationen und Behörden.

2013:
Der Artlenburger Deichverband bedankt sich bei allen Beteiligten für ihren besonderen Einsatz und die gezeigte Solidarität mit den an der Elbe lebenden Menschen in spezieller und persönlicher Form. Der ADV erstellte zum ersten Mal in der fast 125-jährigen Geschichte ein Sonder-Informationsblatt und lässt auf 20 Seiten die teilweise dramatischen Tage nochmals Revue passieren.

2013:
Das Sturmtief Xaver am 6. Dezember 2013 mit der sogenannten „Nikolaus-Sturmflut“  lässt die Wasserstände im Oberlauf der Elbe bis oberhalb der Stadt Bleckede stark ansteigen. Am Pegel Hohnstorf + 1,50 m und Bleckede noch + 25 cm. Aufgrund des gravierenden Einflusses einer Sturmflut auf die Wasserstände im Oberlauf des Verbandsgebietes erhebt der Artlenburger Deichverband erneut seine alte Forderung an das Niedersächsische Umweltministerium, dass das Verbandsgebiet komplett in den Küstenschutz übertragen wird.

2013/14:
Die Aufräumarbeiten nach dem Jahrhunderthochwasser laufen gleich nach dem Abzug der Wassermassen auf vollen Touren an. Die entstandenen Schäden, vor allem an der Deichkrone, werden erst ab September 2014 repariert. Für die Sanierung fließen Bundes- und Landesmittel aus dem Fonds für Aufbauhilfe. Der Artlenburger Deichverband erhält einen Förderbescheid in Höhe von 5,1 Millionen Euro für die Arbeiten.

2014:
Erstellung eines Gutachtens durch Professor Dr. Peter Schäfer mit Ergebnissen einer Untersuchung über den Hauptzweck und die Bedeutung der Elbdeiche des ADV. Hintergrund ist ein Antrag, dass der Artlenburger Deichverband in einen reinen Küstendeichverband umgewidmet wird.

2014:
Der Artlenburger Deichverband feiert sein 125-jähriges Bestehen. Im September findet für die Öffentlichkeit ein Tag der offenen Tür auf dem Betriebshof in Hohnstorf/Elbe statt. Mit geladenen Gästen geht es am 8. November mit dem Fahrgastschiff Lüneburger Heide zu einer feierlichen Ausfahrt auf der Elbe.

2015:
Die Deichverteidigung bei Hochwasser im Artlenburger Deichverband ist wieder möglich. Die vom Jahrhunderthochwasser 2013 beschädigte Deichkrone des Elbedeiches im Gebiet des Artlenburger Deichverbandes ist wieder hergestellt. Auf einer Länge von insgesamt 30 Kilometern wurde die Deichkrone in den vergangenen 14 Monaten saniert und streckenweise erhöht.

2016:
Kompetent, schnell und kontinuierlich – so informiert der Artlenburger Deichverband auf seiner modernisierten Homepage seine Mitglieder und die Öffentlichkeit gleichermaßen über seine Arbeit im Verbandsgebiet. Die neue Mitteilungsplattform bietet auf direktem Weg jede Menge Service und Informationen – nicht nur für den Ernstfall.

2016:
Die Instandsetzung der durch das Hochwasser 2013 an den Deichanlagen des Deichverbandes entstandenen Schäden ist abgeschlossen. Die Kosten belaufen sich auf rund 4,15 Millionen Euro, wobei die Finanzierung über Fördermittel des Landes Niedersachsen sowie des Bundes abgewickelt wurde.